Durch einen Paragraph des Friedensschlusses von 1866 zur Ausführung bestimmt und dem Bestreben der italienischen Regierung entsprungen, einen, Venedig begünstigenden, internationalen Schienenweg zu schaffen, nimmt die von Udine nach Pontebba führende ,,Ferrovia Pontebbana“ nicht allein unter den Bahnen Italiens, sondern, wie man ohne Uebertreibung behaupten kann, selbst unter den schwierigsten Bahnen Europa’s durch die Grossartigkeit ihrer Bauten einen hervorragenden Platz ein. In 28 Tunnels die Berge durchbrechend, über nahezu 400 Kunsthanten hinweg, windet sich die Bahn in einer Länge von 68.3 Km aus der Ebene Friauls von Udine (Meereshöhe 109 m) bis fast auf die Höhe des Alpenpasses, grösstentheils durch das schroffe und. mancherorts gefährliche Fella-Thal, bis sie in Pontebba. bei der österreichisch-italienischen Reichsgrenze die Höhe von 567 m über dem ligurischen Meere erreicht. Hier findet sie in der österreichischen Linie Tarvis-Pontafel ihre Fortsetzung. Kaum könnte der Gegensatz im Charakter zweier Gebirgsbahnen greller sein, als bei diesen in verschiedenem Staatsgebiete gelegenen beiden Theilen einer und derselben Linie. Während man auf der österreichischen Seite eine mit möglichster Sparsamkeit gebaute Bahn vorfindet, die sich knapp den hier allerdings viel milderen Formen des Terrains anschmiegt, ist die italienische Linie geradezu mit Opulenz gebaut und mit einer bedeutenden Repräsentation ausgestattet, wie sie schwerlich eine zweite derartige Linie aufweisen kann. Obwohl eine definitive Abrechnung der beiden letzten Bauloose noch nicht vorliegt, steigen die Kosten für diese 68.3 Km lange Bahn schon auf 36 Millionen Lire, oder gerade auf das Doppelte des ersten Voranschlages. Die Vertheilung der Herstellungskosten auf die einzelnen Kilometer ist eine sehr ungleichmässige, und ist der Aufwand direct mit der Entfernung von Udine gewachsen, se dass auf jedem der letzten 12 km mehr als eine Million entfällt. Es ist bei diesem Vergleiche der österreichischen und italienischen Linie jedoch zu berücksichtigen, dass die Situation von Pontebba an sich wesentlich verschwierigt. Steile, nackte Bergwände, ihrer dolomitischen Natur zufolge stark in Zersetzung begriffen, sperren das Fella-Gewässer in einem Thale ein, das mancherorts, nur 200-300m weit, besser den Namen Schlucht verdienen Würde. Es ist nothwendig, dass eine Bahn in solcher Gegend grossartig ausfallen muss, auch wenn die einfachste Ausstattung gewählt wird. Von Udine aus zieht sich die Trace gegen Norden anfänglich über eine schwach geneigte Ebene hin, an der Festung Osoppo vorüber. Mit der Station Gemona endigt das erste Loos Von 30 Km Lange. Einerseits der Fluss ,,Tagliamento“, anderseits die letzten Abhänge des ,,Monte Maggiore“ begrenzen hier die Situation, sobald man durch den ersten Tunnel gekommen ist. ,,Rivoli Bianchi“ ist der Name eines Gewässers, das eigentlich nur bei starkem Niederschlage existirt; aber ein Stein- und Schottermeer von ungeheurer Ausdehnung zeigt, zu welcher Bedeutung dieser Wasserfaden anwachsen kann. Die Bahn übersetzt diese Wüste in S-förmiger Trace auf einem kolossalen Viaducte von 783 m Länge, 55 Bögen à 12m lichte Weite enthaltend. Das zweite Bauloos endet bei Station ,,Alla Carnia“ (circa bei Kilometer 41).
Von hier ab verlässt die Bahn das weite Fluss-Thal des ,,Tagliamento“ und tritt nun in das enge Fella-Thal, das auch den Namen ,,Canale del Ferro“ trägt, weil in früheren Zeiten die Producte der österreichischen Eisenindustrie diesen Ausfuhrweg verfolgt hatten. Eine traurige Berühmtheit hat sich aber dieses Thal durch die häufigen Felsenstürze und Unheil bringenden Hochwässer erworben. Die Engheit des von steilen Wänden umgebenen Thales, dessen Sohle ein reissendes Gewässer, seine Furche stetig tiefer aushöhlend, bespült, hat von hier an die durchgreifendsten Schutzmassregeln nothwendig gemacht. Von Station ,,Alla. Carnia“ ist die Pontebba-Bahn ein Gebirgsbahn, schwierig, kühn und kostspielig, wie nur wenige. Man wird nicht weit fehlen, wenn man sagt, dass von hier bis Pontebba die Bahn durch einen einzigen Mauerkörper gebildet ist, der bald in Form von Durchlässen, Brücken und Viaducten, bald als Stützmauer oder Tunnels, nur durch etliche eiserne Brücken unterbrochen, erscheint. Mit der Uebersetzung des Nebenflusses ,,Resia“ bei Station ,,Resiutta“ fängt das fünfte Loos an, und bald darauf, circa bei Kilometer 52, wird mittelst eines eisernen Viaductes ,,Ponte per Aria“ (totale Lange 166.20 m, 5 Spannweiten) die Fella übersetzt. Die Bahn verbleibt nun auf der rechten Seite des Flusses bis kurz nach Station ,,Chiusaforte“. Hier geschieht der Uebergang mittelst einer schiefen Gitterbrücke mit 2 Oeffnungen von je 75m Lichtweite. Bis hierher hat die Bahn im Maximum 10°/oo Steigung, in den letzten 12km ist jedoch eine continuirliche Steigung von 16°/oo angewendet. In dieser Steigung und in einer Curve von 350m Radius liegt der Viaduct über den ,,Torrente (Wildwasser) del Dogna“, ein imposanter Bau mit 4 Gitterträgern, in der Gesammtlänge von 172.50m, bei 45m Höhe über der Flusssohle. Die ungünstige Bodenbeschaffenheit am linken Ufer, woselbst die Trace theils dicht an steilen Wänden, theils über bewegliche Schottermassen hinweg geführt ist, bedingt von hier an geradezu gewaltige Arbeiten, und doch muss man gestehen, dass erst am rechten Ufer an ein Fortkommen gar nicht zu denken gewesen wäre. Die Schwierigkeiten erreichen ihren Gipfel bei ,,Ponte di Muro“ (so genannt wegen einem dort befindlichen gewölbten Strassenviaducte). Das Thal hat sich hier in eine kaum 200m breite Schlucht verengt, und wird selbe schief, mit S-förmig gekrümmter Trace und in einer Höhe von 40m übersetzt. Dieser Viaduct ist von solch’ besonderem Interesse, dass es erlaubt sein möge, weiter unten darauf zurückzukommen. Zwei weitere Viaducte: über ,,Rio Osvaldo“ (zwei Fluthbrücken à 16m lichter Weite, bei 4m Pfeil und eine Eisen-Construction von 40m lichter Weite) und ,,all’Abrasione“ (,,zur Rutschung“) - drei Stichbögen à 12m lichter Weite auf 3m Pfeil - 5 Tunnels und eine Unzahl von Brücken führen die Bahn weiter bis Pontebba. Unter diesen Brücken zeichnet sich besonders jene über den ,,Rio della Costa“ aus. Das in Ziegeln ansgeführte Gewölbe bildet einen Stichbogen von 22m lichter Weite und 4.40m Pfeilhöhe - wahrlich keine Unbedeutendheit. Zum Zeichen, dass die Reichsgrenze naht, trägt das Nord-Portal des Tunnels ,,San Rocco“ (bei Kilometer 67.205, Länge 660m) das artistisch gearbeitete italienische Reichswappen. Der letzte Kilometer bis zur Grenzbrücke ist fast ausschliesslich von der Station Pontebba eingenommen.
Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, 1880
  
Trattoria F.lli Martina
Albergo Martina
Anfahrt Anreise
Raibler Touristenhaus: 1879
Die Pontebbana-Bahn: 1880
Johannes Nordmann: Unterwegs, 1881
Von Raibl nach Raccolana, 1884
Alpenlager für Turner, 1885
Marburger Radfahrer, 1886
Eröffnung des Schutzhauses auf dem Monte Canin, 1886
Ein Schritt nach Italien, 1887
Beim Pesamosca zu Chiusaforte, 1888
Johan Siegel, 1903
Nevea: Neues Unterkunftshaus, 1909
Die Edelweiss Division, 1917
Internationales Autorennen Chiusaforte-Sella Nevea
Alpe-Adria Radweg
Fotos des Ortes
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